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Neem gegen Schädlinge in der Orchideenkultur?

Ein wichtiges Thema in der Orchideenkultur war und ist der richtige Umgang mit Schädlingen und Krankheiten von Orchideen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat in Deutschland vor einigen Jahren eine Neubewertung der Zulassung von Pflanzenschutzmittel insbesondere auch im Kleingartenbereich oder der privaten Pflanzenzucht durchgeführt.

Bekannte und wirksame Mittel sind jetzt für die private Orchideenkultur nicht mehr erhältlich und wir müssen uns nach Alternativen umsehen.

Im Bio-Gartenbau wird gerade ein neues Produkt quasi als Wundermittel angepriesen: Neemöl, auch als Niemöl bezeichnet. Das rein ökologische Mittel, das aus den Samen des indischen Neembaums gewonnen wird, wirkt gegen unterschiedlichste Schädlinge wie Käfer, Raupen, Läuse oder Spinnmilben sowie gegen Pilzbefall und Schnecken. Spritzt man das Neemöl als Lösung direkt auf die Blätter, hilft es gegen akuten Schädlingsbefall. Gibt man es ins Gießwasser, stärkt es die Pflanze über die Wurzeln von innen heraus. Der große Vorteil von Neem ist, dass sich keine Resistenzen bei den unterschiedlichen Schädlingen bilden. Nützlinge wie Marienkäfer und Bienen sollen durch Neem nicht gefährdet werden.

Verantwortlich dafür ist der in Neem enthaltene Wirkstoff Azadirachtin, der allerdings nicht die Schädlinge sofort abtötet. Er sorgt nur für Appetitlosigkeit und die Vermehrungsfreudigkeit wird stark herabgesetzt. Dieser Wirkstoff wird nach drei Wochen in der Pflanze abgebaut. Neemprodukte sind deshalb vorsorglich im Abstand alle zwei Wochen einzusetzen!

Neemöl ist nicht in Wasser löslich, daher wird ein Emulgator (z.B. Remulgan) zur Herstellung einer wässrigen Lösung benötigt. Ich habe damit über mehrere Monate das Neemöl in der vorgeschriebenen Dosierung über meine Orchideen gesprüht. Schädlinge konnte ich in dieser Zeit kaum feststellen.

Allerdings sind einige Blütentriebe bei Paphiopedilen, die aus der Basis der neuen Blätter hervorkommen, steckengeblieben. Bekannt ist, dass Öle die Spaltöffnungen von Pflanzen verkleben können und bei meinen Orchideen wohl auch die Blütentriebe geschädigt worden sind.

Durch weitere Recherche im Internet zu diesem Thema haben ein Orchideenfreund und ich neue Erkenntnisse zu diesem Thema gefunden:

Neemöl ist in warmen Wasser ohne den Zusatz eines Emulgators löslich. Die Wassertemperatur sollte zwischen 30° und 40° Grad liegen. Bei höheren Temperaturen wird der Wirkstoff Azadirachtin zerstört! Die hergestellte Lösung muss jetzt einige Zeit kräftig geschüttelt werden. Kühlt dann das Wasser ab, setzt sich das Öl auf der Oberfläche ab und es bleibt eine milchige Lösung mit allen Wirkstoffen aus dem Neemöl im Wasser zurück.

Eine saubere Trennung von Wasser und Öl ist über einen eingeklebten kleinen Wasserhahn (vgl. Abb.) bei aufgeschraubtem Deckel der Flasche möglich. Die öligen Rückstände in der Flasche müssen danach mit warmen Wasser ausgewaschen werden…

 

Mit dieser Neemlösung (Abb. 2) wurde die Orchideenvitrine des Orchideenfreundes ausgiebig gesprüht und alle Orchideen damit gegossen. Nach einer Woche waren keine Milben und Läuse mehr vorhanden, die vorher auf den Orchideen zu finden waren. Diese Behandlung wurde daraufhin wöchentlich weiter mit der Neemlösung durchgeführt – seit drei Monaten sind keine Schädlinge mehr an den Pflanzen oder in den Töpfen gefunden worden.

Um die Wirkung zu erhöhen, wird die benötigte Menge des Neemöls mit der gleichen Menge Alkohol gemischt und damit drei Stunden extrahiert, bevor dieses Gemisch dann in warmes Wasser gegeben wird.

Parallel zu den Versuchen in der Orchideenvitrine des Orchideenfreundes habe ich die Neemlösung auch in meinem Gewächshaus ausprobiert und bin zu ähnlichen positiven Ergebnissen gekommen. Es sind kaum noch Schädlinge an den Pflanzen feststellbar und es treiben immer wieder neue Knospen an den Paphiopedilen.

Die Dosierempfehlung des Neemöls wird mit 1 % (= 10 ml auf ein Liter Wasser) angegeben – bei empfindlichen Pflanzen wird 0,5 % empfohlen. Für bestimmte Schädlinge soll bereits ein Anteil von 0,00001% Neemöl ausreichen, damit Schädlinge diese Pflanzen meiden.

Diese Neemlösung wird jetzt in meinem Gewächshaus alle zwei Wochen über das Blatt mit einer Düngerlösung über das Blatt gesprüht. Für einen Sprühvorgang benötige ich 25 Liter Wasser.

Einen Tag vor dem Sprühen wird jetzt 25 ml Neemöl ( = 0,1 %) mit 25 ml Alkohol (Isoprophylalkohol oder Brennspiritus) für 3 Stunden in einen kleinen Becher gegeben und gut geschüttelt. Danach wird ein Liter Regenwasser mit einem Tauchsieder auf 30°bis 40° Grad erhitzt und dann mit dem Neem/Alkohl in eine Flasche gegeben und kräftig mehrere Minuten geschüttelt. Dieser Schüttelvorgang sollte jetzt immer wieder mehrere Stunden lang durchgeführt werden, damit sich die Wirkstoffe aus dem Öl lösen.

Um mir diesen intensiven Schüttelvorgang zu ersparen, gebe ich das vorhandene Gemisch in ein Glas und belüfte diesen Extrakt für 24 Stunden mit einer Aquariumluftpumpe. In dieser Zeit kühlt das Gemisch ab und auf der Oberfläche setzt sich das Öl ab, das jetzt mit einem kleinen Schöpflöffel abgegefischt werden muss. Übrig bleibt der milchig Neemextrakt fast ohne Öl, der kurzfristig verbraucht werden sollte.

 

Die bräunlichen Reste vom Öl an der Oberfläche können jetzt abgeschöpft werden und der milchige Extrakt wird in das Sprühwasser gegeben – der Leitwert des Wassers wird nur um 30 µS erhöht.

Probieren sie es aus – Pflanzenschutz ohne Gift!

 

 

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